24.08.19

Vom Bildschirm direkt in die Fertigung

Raziol Zibulla+Sohn ist Spezialist für die Beölung von Blechen. Das Unternehmen berechnet und baut seine Anlagen mit Hilfe einer Kombination von „Solid Works“ und „Solid CAM“. Deren Lieferant DPS-Software hat nützliche Tools für die durchgängige Nutzung dieser CAD-Plattform entwickelt.

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Viele Anlagen werden mit Hilfe der „Solid Works“-Module „Composer“, „Visualize“ oder „eDrawings“ aus den CAD-Daten generiert, und optimieren die Arbeitsprozesse der Abteilungen. Hier: Endmontage mit Solid Works „eDrawings“. © Raziol

 
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„Die durchgängige Datenbasis spart Zeit und Kosten in vielen Bereichen des Gesamtprozesses.“ Ulrike Rißmann ist CAD-Administratorin für Raziol. © DPS

 
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Wer sich über das gelungene Design eines Automodells freut, der denkt in der Regel nicht daran, dass die Umformung von Karosserieblechen viel Know-how erfordert und durchaus Restriktionen unterliegt. Ohne Beölen der Bleche vor dem Umformen geht nahezu nichts. Erst durch diesen Verfahrensschritt wird Verformbarkeit erreicht. Das gilt für gerundete Konturen wie für die beliebten Designelemente in Kotflügeln, Hauben und Türen.

In vielen Produktionswerken und Zulieferbetrieben der Automobilindustrie sind den Karosseriepressen deshalb Anlagen von Raziol Zibulla+Sohn vorgeschaltet. Das Unternehmen ist Spezialist für die Entwicklung und Fertigung von Sprühanlagen zur Band- und Platinenbeölung sowie entsprechender Schmierstoffe.

Das Unternehmen liefert Systeme für die Schmierstoff- und Applikationstechnik. Es bietet für das automatisierte Beölen von Blechen ein breites Spektrum an Anlagen, die den Umformschmierstoff entweder über Walzen oder kontaktlos mit Sprühsystemen auftragen. Ein gleichmäßiger, reproduzierbarer Ölauftrag auf das Blech ist dabei entscheidend.

Kaum Anlagen ohne individuelles Engineering

Viele Anlagen werden an individuelle Kundenanforderungen angepasst. Bei der Konstruktion ist die enge Anbindung an die Fertigung wichtig. Raziol arbeitet mit hoher Fertigungstiefe. Die Blechbearbeitung findet im eigenen Hause statt, ebenso die Entwicklung der Steuerungstechnik und der Schaltschrankbau. Seit 2001 arbeiten die Konstrukteure mit der „Solid Works-Plattform“, und seit 2013 ist bei Raziol auch die zugehörige PDM-Lösung im Einsatz: „Solid Works PDM Professional“. Beide Systeme werden von der DPS Software GmbH betreut.

Für Raziol von zentralem Vorteil ist neben den Grundfunktionen des Produktdaten-Managements – die Verwaltung von Zeichnungen, Dokumenten und Stücklisten – die direkte Kopplung mit dem ERP-System. Erleichtert wird diese noch dadurch, dass Raziol mit „Sage 100“ arbeitet, das DPS ebenfalls im Portfolio hat. Raziol hat damit gute Voraussetzungen für eine tiefe Integration geschaffen. So werden die Konstruktionsprojekte nach Fertigstellung automatisch von Solid Works an Sage 100 übergeben und dort weiterbearbeitet, zum Beispiel in Arbeitsvorbereitung und Einkauf. Für einen durchgängigen und transparenten Datenfluss nutzt Sage 100 die gleiche Nummerierung und Nomenklatur von Fertigungsteilen wie die Konstruktion.

Sobald ein Standardartikel oder Projekt freigegeben wird, übergibt die Konstruktion den kompletten Datensatz an Sage 100. Solid Works PDM Professional erstellt dann für Sage 100 hinter dem Artikel automatisch eine Sammelmappe mit PDF- und DXF-Dateien sowie 3D-Modellen.

Die praktische „Jobbox“

Zu den ersten Aktionen nach Zeichnungsfreigabe gehört die Nutzung des von DPS entwickelten Zusatz-Tools „Jobbox“. „Sie durchsucht automatisch alle Zeichnungen nach Blechteilen, die in unserer Wasserstrahl-Schneidanlage bearbeitet werden, und erstellt ausschließlich hierfür pro Blechteil eine DXF-Ableitung“, berichtet Konstrukteur Adam Gamon. Die DXF-Dateien werden im Betreff nach Raziol-Vorgaben nach Zeichnungsnummer, Position und Material gekennzeichnet. Das spart Zeit.

In der CNC-Bearbeitung ist ein weiteres CAx-Programm beteiligt. Hier arbeitet Raziol seit 2014 mit „Solid CAM“, das vollständig in Solid Works integriert ist. Diese Verbindung wird intensiv genutzt. „Ein Kollege bereitet ausschließlich die 3D-Daten für Solid CAM auf und hat sich hier intensiv eingearbeitet, denn diese Verbindung spart sehr viel Zeit und Kosten“, erklärt Ulrike Rißmann, selbstständige CAD-Administratorin für Raziol.

Der an ein Bearbeitungszentrum übergebene Datensatz gibt dann zum Beispiel die Aufspannung an, den Nullpunkt und die zu verwendenden Werkzeuge. Damit ist die Verbindung von der Konstruktion zur mechanischen Bearbeitung durchgängig, und Solid CAM schafft die Voraussetzung für das hochwirtschaftliche Drehen und Fräsen der Bauteile. Auch hier sind die genannten Zeichnungssätze der Umgebungskonstruktion für den Bediener einsehbar. Beim Schweißen von Gehäusebaugruppen erleichtert dies den Mitarbeitern die Arbeit. Die Kollegen können das aktuelle Werkstück oder Bauteil am Bildschirm aufrufen und „sich ein genaues Bild von der Umgebungskonstruktion einschließlich der übergeordneten Baugruppen machen“, sagt Adam Gamon.

Die Visualisierungsfunktionen mit „Solid Works eDrawings“ schaffen Transparenz in der Produktion. Ulrike Rißmann: „In der Pneumatik steht zum Beispiel ein PC mit Zugriff auf Solid Works eDrawings bereit. Dort können sich die Kollegen zusätzlich die 3D-Daten aufrufen und auf ein Teil klicken, das sie sich genauer ansehen möchten. Das Teil wird dann dreidimensional angezeigt und die Umgebungskonstruktion ausgeblendet.“ Das ist eine gute und häufig verwendete Hilfe, die ganz genauso in der Endmontage realisiert wurde. Hier hat der Monteur ebenfalls Zugriff auf die Konstruktionsdaten. Erwähnt werden muss auch die Zeitersparnis durch die papierlose Fertigung: Es müssen keine Zeichnungen mehr gedruckt, gefaltet, sortiert und während der Produktion mitgeführt werden.

Marketing und Dokumentation nutzen CAD-Daten

Auch Dokumentation und Marketing profitieren von der durchgängigen Datennutzung. Die Dokumentation bereitet die originalen Konstruktionsdaten mit dem „Solid Works 3D-Composer“ auf, und im Marketing kommt neuerdings „Solid Works Visualize“ zum Einsatz, sagt Tobias Hellmich, Raziol Marketing: „Mit diesem Programm erstellt eine Kollegin aus den CAD-Daten 3D-Darstellungen und Renderings der Anlagen, die wir für unsere Marketingunterlagen nutzen. Die fotorealistischen Illustrationen und Darstellungen hinterlassen in unseren Broschüren, Katalogen und Flyern einen ansprechenden Eindruck.“

Bei Raziol ist gut zu sehen, wie vielfältig der Nutzen eines durchgehenden Datenmanagements ist, denn das Unternehmen hat dieses Prinzip umfassend umgesetzt – bis in den internationalen Vertrieb hinein. Adam Gamon: „Alle Vertriebsmitarbeiter weltweit können über Sage 100 auf den gesamten Zeichnungssatz aller gebauten Maschinen zugreifen.“

Während die Raziol-Konstruktion ihre CAD-Werkzeuge ausbaut und um neue – teilweise von DPS entwickelte – Solid Works-Module ergänzt, befindet sich das ganze Unternehmen im konstanten Wachstumsprozess. Das ist schon an den Räumlichkeiten erkennbar. Anfang 2019 hatte das Unternehmen die benachbarten Hallen eines Autohauses übernommen. Auf einer nutzbaren Fläche von 4400 m² haben die Endmontage der Ölauftrags-Anlagen, Konferenzräume und ein Technikum Platz gefunden.

Raziol auf der Blechexpo 2019, Halle 8, Stand 8406

 DPS auf der Blechexpo 2019 in Halle 1, Stand 1004

Raziol Zibulla+Sohn GmbH

Hagener Straße 144-152

58642 Iserlohn

Ansprechpartner ist Adam Gamon

info@raziol.com

www.raziol.com

DPS Software GmbH

Esslinger Straße 7

70771 Leinfelden-Echterdingen

Ansprechpartner ist Petra Poiger

Tel.: +49 711 797310-0

info@dps-software.de

 www.dps-software.de